Sonntag, 8. November 2015

die Dickste und die Älteste

Unter allen Lebewesen erreichen Bäume die grössten Ausmasse und das höchste Alter. Fest verwurzelt stehen sie jahrhunderte-, wenn nicht jahrtausendelang am gleichen Ort.
Heute besuchte der Blumenwanderer den umfangreichsten sowie den mutmasslich ältesten Baum der Schweiz. Es handelt sich dabei um eine Sommer-Linde (Tilia platyphyllos) im bernischen Burgistein und eine Eibe (Taxus baccata) im Berner Jura auf dem Gemeindegebiet von Crémines. Im Vergleich zu ihnen wirken "normale" Bäume wie Schuljungen.
Viele alte Bäume sind hohl. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie krank sind oder bald altersschwach zusammenbrechen werden. "Es ist sogar wichtig, dass ein so alter Baum hohl ist", schreibt Michel Brunner, ein bekannter Baumexperte: "Durch Pilzbefall ist das tote Holz im Zentrum nach und nach abgebaut worden. Der Baum ist dadurch leichter geworden und muss weniger Kraft aufwenden, um sich selber zu tragen. Damit er nicht ganz aufgefressen wird, bildete er eine Barrierezone gegen den Pilzbefall".

die Burgisteiner Linde hat einen
Basisumfang von 17 Metern!




Sie steht direkt neben einem Bauernhof  im Weiler Aebnit und .....

bildet ein zerklüftetes Holzgebirge

wie viele alte Bäume ist sie hohl und dient Kindern
wohl seit Generationen als Versteck


Obwohl diese Riesenlinde nur wenige Fahrminuten
vom Wohnort des Blumenwanderer entfernt ist,
wusste er bisher nichts von ihrer Existenz!

Sie steht schätzungsweise schon ein halbes
Jahrtausend an ihrem Platz. Als sie keimte,
fand gerade die Reformation statt.



Auf dem Weg zur versteckt stehenden Eibe im Jura
findet man immer wieder Mehlbeerbäume (Sorbus aria).
Auffallend die zahlreichen rautenförmigen
Lentizellen (Korkporen) auf  dem grauen Stamm.



Sie haben jetzt ihr unterseits silbriges Laub abgeworfen.






L' if millénaire de Crémines!
Auch dieser Rekordhalter hat einen hohlen Stamm

im Vergleich dazu des Blumenwanders Rucksack

die Eibe von Crémines wird auf 1500 Jahre geschätzt.
Das macht sie zu einem der ältesten Bäume der Schweiz, 
wird sich aber wegen des hohlen Stammes nie nachweisen lassen.
Dennoch ist es faszinierend sich vorzustellen, dass dieser Baum keimte,
als gerade die Antike zu Ende gegangen war und das ganze Mittelalter 
noch bevorstand. Von Karl dem Grossen sprach noch lange niemand.


diese Eibe hat einen interessanten Drehwuchs,
der  wohl die Stabilität des Stammes erhöht.

Eibenholz war im Mittelalter sehr geschätzt zur Herstellung
von Bögen und Armbrüsten. Vielleicht wegen seines abgelegenen
Standortes entging dieses Exemplar der Aufmerksamkeit der Holzfäller.
Auch nach dem Aufkommen von Feuerwaffen erging es den
Eiben nicht besser, denn sie wurden wegen ihrer Giftigkeit gefällt
(Pferde sind besonders empfindlich gegen ihr Gift). So sind Eiben, und
erst recht so alte, in unseren Wäldern heutzutage eine Seltenheit.



für diese Aufnahme legte sich der Blumenwanderer in den Stamm
und fotografierte nach oben. Deutlich zu sehen ist
die kaminartige Höhlung des Baumes





Trotz seines Alters gedeiht dieses Wunderwerk
der Natur immer noch gut an seinem
schattigen Plätzli.
Trotz ihres schmächtigen Stammes dürften auch
diese beiden Eiben schon an die hundert Lenze zählen,
denn Eiben wachsen extrem langsam.






Damit der Blumenwanderer doch noch seinem Namen gerecht wird,
hier ein weiterer Stinker: Geranium robertianum (Stinkender
Storchschnabel). Der Heilige Ruprecht soll den Gebrauch
dieses Krautes gelehrt haben, weshalb es auch
Ruprechtskraut genannt wird.
unglaublicherweise treibt die Stinkende
 Nieswurz (Helleborus foetidus) schon Knospen.
Ob das wohl am warmen Wetter liegt?





Auf einer kurzen Wanderung am gegenüberliegenden Südhang des Mont Raimeux fand ich noch zahlreiche weitere beeidruckende Bäume:


hier eine knorrige Eiche....




und da eine ungewöhliche Wald-Föhre (Pinus sylvestris)......

mit einem strahligen Stamm.

Auch sie dürfte schon viele Jahrhunderte auf dem Buckel haben
und ist an den rötlich angehauchten oberen Ästen leicht zu bestimmen.








das südländisch anmutende Licht im martinisommerlichen
Jura beeindruckte den Blumenwanderer sehr






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